SPD packt's an - Müllvermeidung durch Stoffwindeln

Sandra Massmer zeigt Stadträtin Christina Scheit wie einfach die Handhabung von Stoffwindeln heute sein kann.
Massmer

Mit ihrem Antrag auf Unterstützung von Familien, die sich für moderne statt der Wegwerfprodukte entscheiden, leistet unsere Christina Scheit einen wertvollen Beitrag zu Müllvermeidung und Nachhaltigkeit. Hier finden Sie den vollständigen Text ihres Antrages, der in der vergangenen Woche im Stadrat angenommen wurde.

Antrag auf die Unterstützung der Stadt Bad Kissingen von Familien, die Stoffwindeln nutzen werden

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Dirk Vogel, sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

die Themen der Nachhaltigkeit und Müllvermeidung sind hochaktuell. “Wertschätzen statt Wegwerfen“ lautet dementsprechend auch das derzeitige Motto des aktuellen Abfallvermeidungsprogrammes der Bundesregierung.

Seit einiger Zeit gibt es Verbote von Einweg-Besteck, Strohhalme dürfen nicht mehr aus Kunststoff sein, Wattestäbchen sind aus Pappe und in der Obstabteilung nutzen die Kund*innen selbstverständlich wiederverwertbare Netze statt Plastiktüten. Insbesondere junge Familien legen großen Wert auf Achtsamkeit gegenüber der Umwelt und bemühen sich aktiv um die Vermeidung von Müll und insbesondere von Plastikabfall.

Ein bislang jedoch wenig beachtetes, aber dennoch sehr relevantes Problem ist der Müllberg, den die Benutzung von Einwegwindeln verursacht. Pro Kind werden bei einer durchschnittlichen Wickeldauer von drei Jahren ca. 5000 Windeln weggeworfen.

In Bad Kissingen haben Familien die Möglichkeit, ihre Windeln kostenfrei am Städtischen Wertstoffhof abzugeben, da die Kapazität der Restmülltonnen zur Entsorgung der Windeln nicht ausreicht. Im Jahr 2020 fiel dabei Müll von etwa 40t an, dessen Entsorgung der Stadt Kosten in Höhe von über 6000€ verursacht hat.

Eine sinnvolle Alternative zu Einwegwindeln bieten heutzutage ausgezeichnete moderne Wickelsysteme mit Stoffwindeln, wie sie von mehreren Anbietern angeboten werden. In der Handhabung sind diese viel einfacher als die in früheren Zeiten verwendeten Stoffwindeln. Da diese nach der Verwendung in der Waschmaschine gewaschen und wiederverwendet werden, kann so ein wertvoller Beitrag zur Müllvermeidung und Nachhaltigkeit geleistet werden. In vielen Städten wird die Anschaffung einer Erstausstattung von Stoffwindeln daher von den Kommunen finanziell gefördert.

Stoffwindeln werden ohne chemische Zusätze produziert und führen seltener zu Hautirritationen bei Babys.

Ja, aber… Häufig hört man den Einwand, das Waschen der Stoffwindeln verbrauche zu viel Wasser, so dass die Ökobilanz der Stoffwindeln nicht viel besser sei als die von herkömmlichen Einwegwindeln. Doch durch den Einsatz moderner energieeffizienter Waschmaschinen hat sich dieses Problem relativiert. Die Herstellung von Einwegwindeln verbraucht außerdem ebenfalls eine beachtliche Menge an Wasser. Hinzu kommen der Transport und die Entsorgung. Dieses Argument ist also falsch.

Nur Stoffwindeln benutzen? Nicht unbedingt... Viele Familien wählen Mischformen beim Wickeln. Das heißt, es werden zuhause Stoffwindeln, unterwegs aber auch mal Wegwerfwindeln benutzt. Diese Form ist uneingeschränkt alltagstauglich und könnte den Müllberg dennoch wesentlich verkleinern.

Wie viele Familien machen das? Nur etwa 4 % der Familien in Deutschland nutzen zur Zeit Stoffwindeln. Im Klartext: Für Bad Kissingen entspräche dies etwa 20-25 Familien.

Warum so wenige? Ein Grund dafür sind, neben der Gewohnheit, wohl auch die hohen Anschaffungskosten für Stoffwindelsysteme. Je nach Hersteller kostet eine komplette „Ausrüstung“ für Stoffwindeln von € 350 bis € 700-800 (Luxus-Version).

Zum Vergleich: Ein Kind benötigt durchschnittlich 5000 Windeln (=6 Stück pro Tag ist realistisch). Eine Windel kostet 20-25 Cent, das entspricht einem Gesamtpreise von etwa € 1.200.

Fazit: Wenn mehr Eltern in Bad Kissingen auf Stoffwindelsysteme wechseln würden, würden sie damit nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Müllvermeidung und zum Schutz unserer Umwelt leisten, sondern verursachen dem städtischen Bauhof auch weniger Kosten bei der Müllentsorgung.

Daher beantrage ich, dass die Stadt Bad Kissingen den Familien, die sich für eine Verwendung von Stoffwindeln entscheiden, bei Vorlage der Rechnung mit einem Zuschuss von € 100 unterstützt.

Viele weitere Städte tun das auch, z. B. Sennfeld (€ 100,00), Haßfurt (€ 100,00), Bamberg (25 % vom Kaufpreis bis € 85,00), Regensburg, Aschaffenburg (€ 200), Augsburg (€ 50,00), Straubing (70,00 bei Anschaffungskosten ab 150,00) und Dutzende mehr. (Anträge werden auf der Homepage vom Bürgerbüro von den Familien heruntergeladen und mit den Rechnungen am Rathaus abgegeben. Der Betrag wird der Familie überwiesen.)

Eine solche Initiative von Seiten der Stadt wäre ein wichtiges Zeichen gegenüber Bürger*innen, die sich nachhaltig und ökologisch verhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Christina Scheit - Stadträtin, Beauftragte für Jugend, Familie und Soziales -